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Verband Klose (S-Boote 1948 - 1956)

 

Der britische Geheimdienst begann 1948 über die baltische Küste Erkenntnisse aus der Sowjetunion zu sammeln. Er gewann dafür den Kptlt. a.D. H.H. Klose, der während des Krieges als Chef der 2. Schnellbootschulflottille Erfahrungen in diesem Seegebiet und mit dem taktischen Verhalten sowjetischer Marineoffiziere gesammelt hatte.

Für diese Aufgabe stellte ihm die Royal Navy (UK) das Beuteboot "S 208" zur Verfügung. Die Besatzung konnte er sich zusammenstellen. Er und seine handverlesene Crew wurden vom Minenräumverband freigestellt. Das Boot wurde in Gosport übernommen. Es hatte auf britischenWerften statt der MB -Dieselmotoren drei Napier-Deltic 18-Zylinder-Motoren (je 2500 PS)  bekommen und dadurch für eine höhere Geschwindigkeit und bei Schleichfahrt für geringere Motorengeräusche optimiert worden. Darüberhinaus war es für den Langstreckeneinsatz mit Zusatztanks an Oberdeck ausgerüstet worden.  

"S 208" unter dem White Ensign - Foto: Archiv Förderverein

Im April 1949 lief die erste Operation zur Absetzung von sechs Agenten im Baltikum an. Weitere Einsätze folgten, am 01. November 1949 wurden zwei Agenten in der Nähe von Windau (Ventspils) und am 12. April 1950 wurden drei Agenten südlich des Leuchtturms Uzava abgesetzt. Die vierte Landung von Agenten erfolgte im November oder Dezember 1950. Es wurden zwei Agenten abgesetzt, ein Agent kehrte zurück und es wurde ein "Maulwurf" aufgenommen. 

Alle Operationen bis zu diesem Zeitpunkt waren auf Gosport gestützt. Das Hin- und Herfliegen der Besatzung und der An- und Abmarsch durch die Nord- und Ostsee wurde als zu umständlich angesehen und "S 208" wurde daher im Yachthafen von Finkenwerder stationiert. Die Besatzung wurde in  einer Baracke untergebracht.

Karte mit den Aufklärungszielen und Anlandungspositionen der BBFPS - Foto: Archiv S. Hess

"S 208" auslaufend Rønne/Bornholm - Foto: Bornholm Museum Sammlung Erik Pedersen

Die Aufnahme von zurückkehrenden Agenten und von "Maulwürfen", die die SU verlassen mussten, erfolgte stets mit dem Schlauchboot. Gleichzeitig war der Auftrag Erfassung und Erkundung sowjetischer Radar- und  Fernmeldestellen mit eigens dafür eingebauten Geräten. Dazu wurden die Boote mit zusätzlichen 12 m hohen aufstellbaren Antennen ausgerüstet sowie mit amerikanischen Fernmeldeaufklärungsgeräten.

Aufrichten von zusätzlichen Antennen auf "S 208" für die elektronische Aufklärung - Bild: Archiv S. Hess

Antennenwald auf "S 208" - Bild: Archiv S. Hess

H.H. Klose mit KAdm a.D. Wagner auf Schnellbootsbrücke - Bild: Archiv S. Hess

Die fünfte Landung erfolgte im April 1951 südlich des Leuchtturms Uzava. Es wurden vier Agenten abgesetzt. Vom 28. auf den 29. September 1951 erfolgte die sechste Landung. Es wurden vier Agenten abgesetzt und zwei aufgenommen, davon war einer ein KGB-"Maulwurf". 

Das modernisierte Schlauchboot war mit einem Außenbordmotor und mit Kompass sowie mit einer Radiobake ausgerüstet worden, so dass das S-Boot einen größeren Abstand zur Küste halten konnte.

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Zodiac mit Radiobake und Außenbordmotor bei einer Übung - Bild: Archiv S. Hess

Der Kompass des Zodiac - Bild: Archiv S. Hess

Der siebente Landungseinsatz fand am 20. April 1952 in einer Bucht südlich des Leuchtturms Uzava statt. Die Bucht lag im Radarschatten der sowjetischen Radarüberwachungsstelle. Es wurden wiederum vier Agenten abgesetzt und zwei übernommen.

Da die Aufklärungsaufgaben erweitert worden waren, gab die britische Admiralität das Beuteboot "FPB 5230" frei für den BBFPS. "S 130" verlegte zur Lürssenwerft, wo es für die Aufgaben des BBFPS umgebaut wurde. 

Am 19. März 1951 wurde der britische Ostseefischereischutz (British Baltic Fishery Protection Service - BBFPS) gegründet. Dieser Tarnorganisation wurde "S 208" und auch das Beuteboot "S 130" unterstellt. Die Auflösung des Minensuchverbandes Cuxhaven ermöglichte die Abzweigung von weiteren 17 Mann für den BBFPS. Die Tarnung als Fischereischutz erlaubte regelmäßige Fahrten in den baltischen Raum, wo sich deutsche Fischer zunehmenden Repressalien durch die Sowjets ausgesetzt sahen.

 

"S 130" im Dock in Vegesack im August 1953 - Bild: Archiv: S. Hess

"S 130" im Dock in Vegesack im August 1953 - Bild: Archiv S. Hess

"S 130" wurde am 14. August 1952 in Dienst gestellt. Kommandant "S 130" wurde der I WO von "S 208", Oblt.z.S. E.G. Müller. Die Ausrüstung mit elektronischen Geräten erfolgte in England. Ende September wurde das Boot in die Ostsee verlegt, um dort einen Ausbildungsabschnitt zu durchlaufen, ehe es an der achten Landung teilnehmen sollte. 

"S 208" verlegte  nach Gosport und übte in der Lymebucht das Absetzen von Agenten in mit Wasserstoff gefüllten Ballons. Man wollte dadurch den Abstand des absetzenden Bootes zur Küste vergrößern und das Absetzen an beliebiger Stelle ermöglichen. 

Ballon wird mit Gas gefüllt für den Agenten-Transfer - Bild: Archiv S. Hess

Am Abend des 20. Oktober 1952 setzte "S 208" mit dieser Methode acht polnische Agenten vermutlich zur Verstärkung einer polnischen Untegrundbewegung ab. Sie landeten im Hinterland von Stolpmünde. Das neunte Landungsunternehmen fand am 29. Oktober 1952 mit dem Zodiac in der Gegend von Polangen an der Küste Litauens statt.

Crew "S 130" im Hafen von Rønne/Bornholm - Foto: Archiv S. Hess

Im Spätherbst bis in den Winter fuhren "S 208" und "S 130" Aufklärung von Kap Arkona bis in die Danziger Bucht und von Brüsterort bis zur Irben-Straße. Fünf bis 10 sm Abstand zwischen den Booten sorgten für eine gute Peilbasis für die elektronische Aufklärung.

In der Nacht vom 26. auf den 27. Mai 1953 erfolgte die zehnte Landung, diesmal wieder mit dem Luftballon. Da sehr starker Wind mit Sturmböen herrschte, war es eine kritische Angelegenheit. Daher wurden die Landungen mittels Luftballon aufgegeben und der elfte (11. September 1953) und der zwölfte Einsatz (Ende März 1954) wieder mit dem Schlauchboot durchgeführt. Beim zwölften Einsatz kehrte der Agent "Hugo" in den Westen zurück. 

Im Februar 1952 hatte das deutsche Ministerium des Innern drei Sicherungsboote "S 1" bis "S 3" für den neu aufgestellten Bundesgrenzschutz See in Auftrag gegeben. Da die vorgesehene Geschwindigkeit von 43 kn dem Potsdamer Abkommen widersprach, nach dem Deutschland der Bau und Betrieb von Schnellbooten untersagt war, wurde der Bau vom Militärischen Sicherheitsamt (MSA) der britischen Besatzungsmacht untersagt. Ab Frühjahr 1953 erfolgte der Weiterbau für die Royal Navy.

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"S 208" und "Silver Gull" in einer Schleuse des N.O.K. - Foto: Archiv Förderverein

Wegen verschiedener Vorkommnisse vermutete man einen Verräter in den Reihen der lettischen "Waldbrüder", einer revolutionären Organisation,  daher wurden die Landungen nach der dreizehnten Aktion (28./29. September 1954) an die Küste von Litauen verlegt. Die vierzehnte Landung fand daher am 20. November 1954 und der 15. Einsatz am 21. April 1955 auf Ösel (Saaremaa) statt. Bei der Landung auf Ösel wurden je ein Agent abgesetzt und einer aufgenommen. Da Verrat nicht ausgeschlossen werden konnte, war dies gleichzeitig das letzte Kommandounternehmen Kloses, der alle Einsätze entweder mit "S 208" oder mit "Silver Gull" selbst gefahren hatte. Die anderen Boote wurden stets zu Ablenkungsmanövern abgeteilt.

Das Boot "S 2" wurde unter dem Kommando von H.H. Klose als "Silver Gull" in Dienst gestellt worden. Das Boot "S 1" kam am 15.12.1955 als "Storm Gull" unter E.G. Müller in Dienst. Das Boot "S 3", "Wild Swan", wurde Anfang 1955 unter Oblt.z.S. D. Ehrhardt in Dienst gestellt. Im Februar 1955 wurde es bei einer Aufklärungsfahrt vor Klaipeda von einem sowjetischen Boot beschossen. Es gab Treffer aber keine Verletzten.

"Storm Gull" unter dem White Ensign in der Ostsee - Foto: Archiv Förderverein

"Wild Swan" in Christansø - Foto: Archiv Freundeskreis Schnellboote und Korvetten

"S 208" Einlaufend Rønne - Foto: Archiv Förderverein

"S 208" mit hoher Fahrt in der Ostsee - Foto: Archiv Förderverein

Anfang 1956 wurde die Tätigkeit des BBFPS eingestellt. Am 28.03.1956 wurden alle drei neuen Boote an die Bundesmarine übergeben und als "Silbermöwe" (P 6052), "Sturmmöwe" (P 6053) und "Wildschwan" (P 6054) für das "Schnellboot-Lehrgeschwader" in Dienst gestellt. Kommandeur des Geschwaders wurde der frisch beförderte Korvettenkapitän H.H. Klose.

Flaggenwechsel im Heimathafen Stickenhörn am 28.03.1956 - Bild: Archiv S. Hess

Übergabe der Boote durch Cdr Kyrle-Pope - Bild Archiv S. Hess

Die Boote "S 130" und "S 208"  wurden bei der Fr. Lürssen-Werft instand gesetzt und am 07.03.1957 als "UW 10" bzw. am 12.03.1957 als "UW 11" für die Unterwasserwaffenschule (MUWS) in Dienst gestellt.

"UW 10" (ex "S 130" und "UW 11" (ex "S 208") im Stützpunkt Flensburg-Mürwik - Foto: Archiv Förderverein

 

 

Verbleib der Boote S 130 und S 208   

Boot Hull-No. In Dienst Außer Dienst Verbleib
S 130   21.10.1943 09.05.1945 Kriegsbeute England
FPB 5130 5130 1945 1948 BBFPS - Verband Klose
dto. ohne 1948 1956 Bundesmarine
UW 10 UW 10

 W 49

07.03.1957 15.08.1963 MUWS/Auflieger
EF 3 EF 3, Y 840 15.03.1968 1973 Auflieger, BWB/BMPT-Southampton
         
S 208   28.09.1944 09.05.1945 Kriegsbeute England
FPB 5208 5208 28.04.1946 1951 BBFPS - Verband Klose
dto. ohne 1951  1956 Bundesmarine
UW 11 UW 11

 W 50

12.03.1957 27.01.1964 MUWS/ab 1967 Zielschiff aufgebraucht