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  S-Boote Kriegsmarine - Abmessungen, Antrieb und Bewaffnung 

 

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 S-Boote in der Kriegsmarine 1935 - 1945

Die S-Boote - Abmessungen, Antrieb und Bewaffnung

 

S 1

 Länge 26,80 m
Breite 4,37 m
Tiefgang 1,40 m
Verdrängung 39,8/51,6 t
Besatzung 12 Mann
Bewaffnung 2 x Toro 50 cm, ab 1933 2 x Toro 53,3 cm

1 x 20 mm Maschinenkanone

Antrieb 3 x Daimler-Benz 12 Zylinder-Viertakt-Ottomotoren 2400/2700 PS
Geschwindigkeit 34,2 kn
Bauwerft Lürssen

 

S 2 - S 5

 Länge 27,95 m
Breite 4,46 m
Tiefgang 1,45 m
Verdrängung 46,5/58 t
Besatzung 12 - 13 Mann
Bewaffnung 2 x Toro 50 cm, ab 1933 2 x Toro 53,3 cm

1 x 20 mm Maschinenkanone

Antrieb S 2 - S 5 3 x Daimler-Benz 12 Zylinder-Viertakt-Ottomotoren 2400/3300 PS
Antrieb S 6 3 x MAN L7 Viertakt-Dieselmotoren 900/1320 PS
   
Geschwindigkeit 33,8 kn bzw. 32 kn
Bauwerft Lürssen

 

S 6 - S 13

 Länge 32,40 m
Breite 5,06 m
Tiefgang 1,36 m
Verdrängung 80/95 t
Besatzung 17 - 21 Mann
Bewaffnung 2 x Toro 53,3 cm

1 x 20 mm Maschinenkanone

Antrieb S 6 - S 9 3 x MAN L7 Dieselmotoren 960/1320 PS
Antrieb S 10 - S 13 3 x Daimler-Benz MB 502 Dieselmotoren 1200/1320 PS
Geschwindigkeit 36,5 kn
Bauwerft Lürssen

 

S 14 - S 17

S 18 - S 25

 Länge 34,62 m
Breite 5,28 m
Tiefgang 1,67 m
Verdrängung 97,5/115 t
Besatzung 17 - 21 Mann
Bewaffnung  2 x Toro 53,3 cm

1 x 20 mm Maschinenkanone

Antrieb              S 14 -S 17 3 x MAN L11-Dieselmotoren 1500/2050 PS
Antrieb              S 18 -S 25 3 x Daimler-Benz MB 501 Diesel-Motoren 1500/2000 PS
Geschwindigkeit 37,5 bzw. 39,5 kn 
Bauwerft Lürssen

 

S 26 - S 29

 Länge 34,62 m
Breite 5,28 m
Tiefgang 1,67 m
Verdrängung 92,5/115 t
Besatzung 17 - 21 Mann
Bewaffnung 2 x Toro 53,3 cm

1 x 20 mm Maschinenkanone

S 29 zusätzlich 1 x 40 mm Flak

Antrieb 3 x Daimler-Benz MB 501 Diesel-Motoren 1500/2000 PS
Geschwindigkeit 33,8 kn
Bauwerft Lürssen

 

S 30 - S 37

S 54 - S 61

 Länge 32,76 m
Breite 5,06 m
Tiefgang 1,47 m
Verdrängung 81/100 t
Besatzung 21 Mann
Bewaffnung 2 x Toro 53,3 cm

1 x 20 mm Maschinenkanone

Antrieb 3 x Daimler-Benz MB 502 Diesel-Motoren 1200/1320 PS
Geschwindigkeit 36 kn
Bauwerft Lürssen
Ursprünglich als C 4 bis C 10 für China in Bau gegeben

 

S 38 - S 53

S 62 - S 66

 Länge 34,94 m
Breite 5,28 m
Tiefgang 1,67 m
Verdrängung 92,5/115 t
Besatzung 21 Mann
Bewaffnung  2 x Toro 53,3 cm

2 x 20 mm Maschinenkanone

S 39, S 44 - S 46: 1 x 40 mm Flak + 1 x 20 mm MK

Antrieb 3 x Daimler-Benz MB 501 Diesel-Motoren 1500/2000 PS
Geschwindigkeit 39 kn
Bauwerft Lürssen

Die später gebauten Boote des Typs S 38, nämlich S 67 - S 99, S 101- S 131, S 137 - S 138 wurden mit Panzerkalotten und einem MG mittschiffs ausgerüstet. Ab S 68 erhielten die Boote eine Kalotten-Brücke. Stellenweise wird dieser Typ S 38 B genannt. Die Panzerkalotte wurde auf vielen Booten des Typs S 38, die noch mit Brückenhaus gebaut worden waren, nachgerüstet.

 Länge 34,94 m
Breite 5,28 m
Tiefgang 1,67 m
Verdrängung 92,5/115 t
Besatzung 21- 30 Mann
Bewaffnung  2 x Toro 53,3 cm

2 x 20 mm Maschinenkanone + 1 MG

S 81 - S 83, S 98 - S 99, S 117: 1 x 40 mm Flak + 1 x 20 mm MK

Antrieb 3 x Daimler-Benz MB 501 Diesel-Motoren 1500/2000 PS
Geschwindigkeit 38,5 kn
Bauwerft Lürssen

Schlichting: S 101 - S 133

 

S 100

S 136, S 139 - S 150, S 167 - S 218

 Länge 34,94 m
Breite 5,28 m
Tiefgang 1,67 m
Verdrängung 100/117 t
Besatzung 21 Mann
Bewaffnung  2 x Toro 53,3 cm

2 x 20 mm Maschinenkanone + 1 MG

S 81 - S 83, S 98 - S 99, S 117: 1 x 40 mm Flak + 1 x 20 mm MK

Antrieb S 100 und S 136 3 x Daimler-Benz MB 501 Diesel-Motoren 1500/2000 PS
Antrieb S 139 bis S 150 3 x Daimler-Benz MB 501 A
Antrieb S 167 bis S 218 3 x Daimler-Benz MB 511
Antrieb S 208 Versuchsboot für 3 x Daimler-Benz MB 518
Geschwindigkeit 41 bzw. 42 kn
Bauwerft Lürssen: S 100, S 136, S 134 - S 150, S 167 - S 186, S 195 - S 218

Schlichting: S 187 - S 194

 

S 151 - S 158

 Länge 28,3 m
Breite 4,46 m
Tiefgang 1,59 m
Verdrängung 57/66 t
Besatzung 21 Mann
Bewaffnung 2 x Toro 53,3 cm

1 x 20 mm Maschinenkanone

Antrieb 3 x Daimler-Benz MB 500 Diesel-Motoren 950 PS
Geschwindigkeit 32,3 kn
Bauwerft Gusto N.V., Schiedam
Beuteboote: Ursprünglich als TM 54 bis TM 61 für die Niederlande in Bau 

 

S 219 - S 300

S 301 - 500

Boote des Typs S 100, die mit 6 x 30mm Geschützen geplant waren mit aber Geschützen nach Verfügbarkeit ausgerüstet wurden, werden gelegentlich auch Typ 219 genannt.

 Länge 34,94 m
Breite 5,28 m
Tiefgang 1,67 m
Verdrängung 107/124 t
Besatzung 23 Mann
Bewaffnung  2 x Toro 53,3 cm + 2 Reservetorpedos

3 x 30 mm Maschinenkanone (Doppellafette)

Antrieb S 219 bis S 300 3 x Daimler-Benz MB 501 Diesel-Motoren 2500 PS
Antrieb S 301 bis S 500 3 x Daimler-Benz MB 518 Diesel-Motoren 3000 PS
Geschwindigkeit 42 bzw. 45 kn
Bauwerft S 219 - S 300: Lürssen nur bis 228 fertiggestellt

S 301 - S 500: Schlichting nur bis 307 fertiggestellt

 

S 701 - 800

nur bis S 709 fertiggestellt

 Länge 34,94 m
Breite 5,28 m
Tiefgang 1,67 m
Verdrängung 107/124 t
Besatzung 23 Mann
Bewaffnung  4 x Toro 53,3 cm + 4 Reservetorpedos

3 x 30 mm Maschinenkanone (Doppellafette) geplant

Antrieb  3 x Daimler-Benz MB 511 Diesel-Motoren 2500 PS
Geschwindigkeit 42 bzw. 45 kn
Bauwerft

Danziger Waggonfabrik nur bis 709 fertiggest.

 

Hauptwaffe – Torpedo

Die Hauptwaffe der S-Boote war der 53,3 cm Torpedo. Bis S 25 hatten alle Boote zwei Torpedorohre auf der Back montiert. Ab S 26 waren die Torpedorohre in die hochgezogene Back eingebaut.  Hinter den Rohren befanden sich Torpedolagerschalen,  die für das Laden der Torpedos aber auch für die Lagerung von Reservetorpedos benutzt wurden. 

"S 24" mit Torpedorohren auf der Back - Foto: Archiv Ola Erlandsson

"S 102" im Schwarzen Meer - Foto: Archiv Karl F. Künzel

Torpedoübernahme in einem Kanalhafen - Foto: Archiv Enno Brandi

Der Torpedo G7a war der Standard-Torpedo des 2. Weltkrieges und kam 1938 in die Flotte. Er hatte eine Länge von 7,16 m und einen Durchmesser von 53,3 cm. Das Gewicht betrug 1528 kg, davon machte der Gefechtskopf mit 280 kg Hexanite aus. Bei einer Torpedogeschwindigkeit von 44 kn betrug die Laufstrecke 5000 m (2,734 sm), bei 40 kn 7500 m (4,101 sm) und bei 30 kn 12,500 m (6,835 sm). Der Treibstoff bestand aus einer Mischung von Petroleum und komprimierter Luft und erzeugte den Dampf für den Kolbenmotor. Der Torpedo stieß eine deutlich sichtbare Dampfblasenspur aus. Der Antrieb erfolgte über zwei in Gegenrichtung drehende Propeller im Schwanzstück. Das Schwanzstück trug auch die Tiefen- und Seitenruder. Der Torpedo verfügte über einen Geradlaufapparat mit Kreiselsteuerung.

Torpedo G7A als Gefechts- und als Übungstorpedo

Bis zum Jahre 1942 wurden Aufschlagzünder benutzt, dessen Verlässlichkeit zu wünschen übrig ließ, danach konnte das Problem behoben werden.

Ab Juni 1944 wurde von den S-Booten auch der elektrisch angetriebene T3d „Dackel“ verschossen, ein Torpedo von 11 m Länge, der bei einer Geschwindigkeit von 9 kn auf eine Entfernung von über 30 sm in die Häfen der Normandie geschossen werden konnten, wo sie einen Suchlauf ausführten bis sie ein Ziel trafen oder die Laufstrecke beendet war.

Ebenfalls ab Mitte 1944 wurde der Torpedo T5a „Zaunkönig“ bei den S-Booten eingeführt. Es war ein elektrisch angetriebener Torpedo, der einen akustisch gesteuerten Suchlauf ausführte. Er war 7,20 m lang, wog 1497 kg und hatte eine Sprengladung von 200 kg. Die Laufstrecke betrug bei 22 kn Geschwindigkeit 4,375 sm.

Die Zielvorrichtung, der Rohrzielapparat 5 (RZA 5) mit einer Zeiss-Optik, wurde auf einer Torpedozielsäule in der Mitte Vorkante Brücke befestigt. Das RZA5 war eine Weiterentwicklung des bis S 29 benutzten RZA 3. Ein mechanischer Vorhaltrechner mit drei Armen (Schiffsvorausrichtung, Lagewinkel und Torpedolaufrichtung) ergab den Torpedo-Vorhaltwinkel der bei der jeweiligen Gegnerlage (Winkel zwischen Gegenerpeilung und Gegnerkurs) und der Gegnerfahrt erforderlich war, um bei der eingestellten Torpedogeschwindigkeit das Ziel zu treffen. Die Zielsäule ließ über eine Handradeinstellung der Zielvorrichtung einen Winkelschuss über Schusswinkelübertragung an den Geradlaufapparat des Torpedos zu.

RZA 5 als Mittel der Nachtortung

RZA 5

RZA 5 auf der Hagenuk Zielsäule

Die Boote S 701 bis S 709 waren mit vier Torpedorohren ausgerüstet, wobei zwei Rohre für den Einsatz von Zaunkönig-Torpedos vorgesehen waren, die den Torpedo nach achteraus schossen. Diese Boote konnten insgesamt acht Torpedos mitführen.

 

 Nebenwaffe - Artillerie

Als Nebenbewaffnung muss die Artillerie angesehen werden. Ursprünglich waren alle Boote mit einem 7,62mm Bergmann MG 15 ausgestattet, das später gegen das MG 34 ausgetauscht wurde. Mit Beginn des Krieges wurden die Boote bis "S 37" mit einer Rheinmetall 20mm Flak auf Einzellafette ausgerüstet. Ab 1941 wurde diese Kanone durch das verbesserte Modell C/38 ersetzt. Die Kadenz betrug ca. 300 Schuß/Minute, die Reichweite 4.800 m bei 45 Grad Rohrerhöhung.

Rheinmetall 20mm C/38

20mm C/38 im Bordeinsatz

Flugzeugabwehr mit der 20mm-Flak - Foto: Archiv K.F. Künzel

Die Boote der Klassen "S 38", "S 100" und "S 701" erhielten daneben eine zweite C/38 Flak in einem Brunnen auf der Back. Das Geschütz war im Brunnen versenkbar indem der Lauf demontiert wurde und der Geschützkörper über ein Scharnier nach unten gefahren wurde. Der Brunnen wurde durch einen runden Deckel verschlossen, so dass das Geschütz gegen Regen und Spray geschützt war. Das Geschütz wurde später mit einer Drehkranzlafette ausgestattet, die volle Richtbarkeit bis 85 Grad Elevation und 360 Grad Azimuth erlaubte. Die Munition wurde durch ein Luk von der darunteliegenden Abteilung heraufgereicht. 

Viele Boote erhielten im Verlaufe des Krieges eine 20mm Zwillingsflak mittschiffs. 

20mm-Flak-Zwilling

Ab 1944 wurden einige wenige Boote, darunter "S 65" mit einem 20mm Vierling ausgerüstet, diese Flak hatte eine hohe Feuerrate, bedurfte aber wegen des Munitionsverbrauchs ein sieben bis acht Mann starke Bedienmannschaft.

20mm-Flak Vierling

Ebenfalls beginnend mit der Klasse "S 38" erhielten viele Boote eine 40mm Bofors Flak 28 auf dem Achterdeck. Einige dieser Geschütze hatten ein leichtes Schutzschild gegen leichte Geschosse und Splitter. Die Bofors-Geschütze waren eine schwedische Entwicklung, die auch von den Alliierten benutzt wurden. Die meisten der auf den S-Booten eingebauten Bofors stammten aus Beutebeständen aus Frankreich, Holland, Dänemark und Norwegen, sie wurden aber auch direkt von Schweden geliefert. Zum Teil wurden diese Geschütze auch in Lizens in Deutschland gebaut. Auch diese Waffe erforderte eine Bedienmannschaft von sieben Mann. 

Die Kadenz betrug ca. 300 Schuß/Minute, die Reichweite 4.800 m bei 45 Grad Rohrerhöhung.

40mm Flak Bofors 28

Für die Klasse "S 100" war die neu entwickelte Rheinmetall 3,7 cm Flak LM/42 vorgesehen. Es war ein Schnellfeuergeschütz mit einem Schutzschild, das durch drei bis vier Mann voll einsetzbar war und eine Feuergeschwindigkeit von 128 Schuss pro Minute erreichte. Die Reichweite betrug 10000 m bei einer Rohrerhöhung von 45 Grad.

  

3,7cm Flak 

Für den Typ "S 219" - oder auch "S 38B" - sowie für die Boote des Typs "S 701" waren jeweils 6 Rheinmetall Flak 30mm auf Doppellafette vorgesehen.

3,7 cm Kanonen auf den Booten "S 204" und "S 205" - Foto: Archiv Förderverein

Die Geschütze wurden zwar auf einigen Booten erprobt, wurden aber nicht frontreif, so dass beim Bau der Boote an Artilleriebewaffnung eingebaut wurde, was gerade verfügbar war. 

 

Minen

Die S-Boote wurden im Verlaufe des Krieges auf fast allen Kriegsschauplätzen als schnelle Minenleger eingesetzt und ein großer Teil der Erfolge gegen die feindliche Schifffahrt ist den von ihnen gelegten Minenfeldern zuzuschreiben.

Die Boote hatten jeweils zwei Minenabwurfeinrichtungen am Heck und konnten je nach Minenart sechs bis acht Minen mitführen, ohne die Torpedolagerschalen zu demontieren und statt dessen Minenschienen aufzubauen. Es kamen zum Einsatz Einheitsmine Typ C (EMC), Torpedomine Typ A (TMA), Torpedomine Typ B (TMB), Luftmine Typ A (LMA) und Luftmine Typ B (LMB), U-Bootabwehrmine Typ A (UMA), U-Bootabwehrmine Typ B (UMB), Sprengboje Typ D (SprBD) und Reißboje (RB).

 S-Boote mit aufgeriggten Minenschienen - Foto: 

Da die TMA und TMB, die vor Malta geworfen wurden, kurz nach dem Werfen explodierten, wurde eine Zeitlang nur noch mit UMA und UMB sowie SprB und RB operiert. Die UMA und UMB hatten Kontaktzünder und eine Sprengladung von 40 kg, während die TMA und TMB einstellbar auf Magnet- oder Geräuschzünder waren.

Übernahme vom UMB Foto: Archiv K.F. Künzel

Ein Boot der 2. SFltl mit UMB beladen in Boulogne 1943 - Bild aus Krakow "Schnellboot in Action"

 

Wasserbomben

Die S-Boote konnten bis zu acht Wasserbomben auf dem Abwurfgestell am Heck mitführen, wenn sie keine Minen geladen hatten. Die Wasserbomben konnten im Einsatz gegen U-Boote und mit kleinen Schwimmkörpern versehen, welche die Sinkgeschwindigkeit herabsetzten, gegen verfolgende Überwasserfahrzeuge eingesetzt werden. Während Hümmelchen und Fock keine Erwähnung davon machen, berichten andere Quellen, dass die Boote an der Außenhaut Hydronphone fuhren, die  bei geringeren Geschwindigkeiten gewisse Ortungsmöglichkeiten gewährten.

Wasserbomben auf dem Abwurfgestell - Foto: Archiv K.F. Künzel

Funkmeßgeräte (Radar- und ESM-Geräte)

Die Kriegsmarine unterschied zwischen aktiven Funkmeßgeräten mit Ortungsfähigkeit (FuMO = Radar) und passiven Funkmeßgeräten mit Beobachtung von elektronischen Ausstrahlungen (FuMB = ESM).

Die Schnellboote der Kriegsmarine operierten aber vorwiegend auf Ziele, die von den küstengestützten Funkmeßanlagen geortet und über Funk gemeldet wurden. 

Obwohl der F.d.S. mehrfach die Ausrüstung seiner Einheiten mit FuMO-Geräten gefordert hatte, sah das OKM dafür keine Notwendigkeit zumal es den großen Überwasserkriegseinheiten dabei den Vorrang einräumte.

So wurden die S-Boote in der Hauptsache mit FuMB-Geräten ausgestattet, FuMO-Geräte für den Einsatz auf S-Booten wurden erst ab 1943 entwickelt und getestet.

Das erste Radargerät, das für S-Boote entwickelt wurde, war das FuMO 71 (Funkmeßortung) “Lichtensten B/C”, eine feststehende Antenne von 1,3 x 1,6 m, das 35 Grad von voraus abdecken konnte. Die Reichweite betrug 1,2 – 3,7 sm (2 bis 6 km). Das Gerät war sehr genau was die Peilung betraf und konnte für die Navigation genutzt werden. Es wurde ab 1943 einer begrenzten Verwendung auf S-Booten zugeführt. Das Gerät war eine Weiterentwicklung des Luftwaffengerätes FuG 202.

Mit einem drehbaren Mast wurde das Gerät FuMO 72 genannt. Es bekam wegen der Vergrößerung der Radarrückstrahlfläche des Bootes durch die matratzenförmige Antenne bei den S-Booten den Spitznamen „Granatenempfänger“.

Im März 1944 wurde das FuMO 62 „Hohentwiel S“ für den Einsatz auf S-Booten entwickelt und getestet. Es basierte auf dem Luftwaffen-Gerät FuG 200 „Hohentwiel“ Seezielradar. Es hatte eine größere Reichweite – etwa 10 km (6,2 Sm) – und war  genauer. Aber die 1,2 x 1,2 m rotierende Antenne verursachte einen ähnlichen Effekt bei der Radarrückstrahlfläche des Bootes.

Zwei Boote – S 122 und S 127 – dienten im November 1944 als Teststationen für das FuMO 81 „Berlin S“. Das Gerät war eine Erweiterung des Luftwaffengerätes „Rotterdam“. Es war ein effektives Mikrowellensuchradar, das auf einer Wellenlänge 9cm arbeitete und bei Maximalabstrahlung von 18 – 20 kW eine Reichweite von etwa 30 km (19 sm) erreichte. Die Antenne bestand aus vier Strahlern auf einem rotierenden Plastik-Gestänge, die unter einem Plexiglas-Dom angebracht waren (dem Vorläufer der heutigen Radome). Keines der FuM 81-Geräte erreichte einen so großen Erfolg wie die Gegenspieler auf den englischen und amerikanischen Booten.

Jac J. Baart zufolge wurden lediglich die Boote S 130 und S 701 mit dem FuMO 81 "Berlin S" ausgerüstet - das ist durch die Kriegstagebücher des F.d.S. nicht nachvollziehbar. Allerdings erhielt "S 302" im März 1945 ein "Berlin-S"-Gerät.

Die FuMB-Geräte für die S-Boote waren nicht nur dazu in der Lage, gegnerische Radarstrahlungen nach Peilung aufzufassen, sondern in gewissem Maße auch die Entfernung zu bestimmen. Diese Geräte hatten den Vorteil, dass der Gegner weit vor Erreichen seiner Radarreichweite geortet werden konnte, ohne dass man durch eigene Strahlung seinen Standort verriet.

Das FuMB Ant 3 "Bali 1" war eine Antenne, die universell benutzt wurde in den Geräten FuMB 29 "Bali-Anlage", FuMB 4 "Samos" Empfänger 90 - 470 MHz), FuMB 9 (146 - 264 MHz) und FuMB 10 "Borkum" (100 - 400 MHz. Die empfangenen Signale wurden an ein Funkmeßzusatz-Oszillator (FuMZ 1) gegeben und für den Bediener zur Auswertung dargestellt.

Ein speziell für die S-Boote entwickeltes FuMB-Gerät war das FuMB 32 "Flores", das im Frequenzband 110 - 300 MHz arbeitete. Es konnte die Peilung einer Ausstrahlung ermitteln und wurde auf einem drehbaren Mast angebracht. Das FuMB 32 hatte eine Breite von ca. 50 cm und benutzte den "Samos"-Empfänger.

Das FuMB 24 "Cuba 1a" arbeitete auf den Wellenlänge 9 cm und ergab eine zeimlich genaue Peilung der aufgefassten Ausstrahlung auf große Entfernung. Seine kompakte Antenne war ideal für den Einsatz auf S-Booten.

Oft wurden "Flores"- und "Cuba 1a"-Antennen auf einem gemeinsamen Mast montiert, der sich direkt hinter der Brücke befand. Der Mast konnte mit einem Handrad durch den Bediener gedreht werden.

Die "Naxos"-Empfangsgeräte FuMB 23 und FuMB 28 kamen Mitte 1944 zum Einsatz auf S-Booten. Sie verfügten über eine fortschrittliche, drehende Antenne (ZA 290M) unter einem durchsichtigen Plexiglas-Radom. Dieses Gerät entdeckte auf große Entfernung Ausstrahlungen von See- und Luftfahrzeugen im 9cm-Bereich.

Ein weiteres FuMB-Gerät, das auf S-Booten zum Einsatz kam war das FuMB 26 "Tunis". Es wurde hauptsächlich auf den Booten des Typs S 30 und S 151 im Mittelmeer eingesetzt.

 Aber gegen Ende des Krieges wurden auch auf anderen Einheiten weitere FuMB-Geräte erprobt, darunter die Antenne "Libyen", die im Bereich 2 - 20 cm arbeitete und das miniatur FuMB 33 "Lilliput",  das für den Handbetrieb gebaut worden war und im 9 cm Wellenbereich arbeitete. Das FuMB 33 war hauptsächlich für den Einsatz auf LS-Booten konstruiert worden.

FuMB Ant 3 "Bali 1" FuMB 23 und FuMB 28 "Naxos"
FuMB 26 "Tunis" FuMB 24 "Cuba 1a"

Alle Bilder aus Krakow "Schnellbot in Action"